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Meine Augen waren mit Tränen verschleiert, aber ich wusste nicht warum. Ich hockte auf den Knien und hielt eine Hand. Nur verschwommen sah ich jemanden vor mir liegen. Wer es war, konnte ich nicht erkennen.
Das Einzige was ich erkennen konnte war etwas Rotes und ich musste es nicht einmal genau sehen können, um zu wissen, was das war. Blut. Ich fragte mich, ob das der Grund war, warum ich weinte.
In den Tiefen meines Herzens wusste ich, dass das der Fall war. Immer noch mit Tränen in den Augen sah ich auf, doch bevor ich noch etwas erfassen konnte riss mich etwas aus dem Schlaf ...
Ring, Ring, Ring.
Stöhnend wand ich mich und versuchte dieses nervtötende Geräusch auszublenden, aber irgendwie klappte das nicht so richtig. Mit dem Kopfkissen über dem Kopf tastete ich nach meinem Wecker und suchte nach dem Knopf, um ihn auszuschalten. Doch bevor ich das tun konnte, berührten meine Finger ein kleines Rädchen. Ohne Vorwarnung stieg der Lärmpegel noch einmal um ein Vielfaches an.
Da wusste ich ganz genau, was ich da eben berührt hatte. Ich schreckte auf und fiel in lauter Hast dazu auch noch aus dem Bett. Das weckte mich komplett auf. Fluchend rieb ich mir den Hinterkopf und riss kurzerhand einfach den Stecker des Weckers heraus.
Ich hatte mal wieder vergessen, ihn auszuschalten. Verdammt! Das war nicht das erste Mal, dass er mich am Wochenende aus dem Schlaf riss ,und grade jetzt war ich nicht grade begeistert davon.
Diesen Traum hatte ich schon seit über drei Monaten und immer wenn ich mich nach etwas anderem umsehen wollte, wachte ich auf!
Was das Ganze nun wirklich zu bedeuten hatte wusste ich noch immer nicht. Und die wenigen Eindrücke, die ich sammeln konnte, brachten mich auch nicht weiter.
Ich beschloss mich mit anderen Sachen zu beschäftigen. Wie zum Beispiel der Frage, was ich jetzt machen sollte, denn mein Vater war nicht da. Das war eigentlich keine Seltenheit. Ich sah ihn vielleicht alle zwei Wochen, wenn er wenig zu tun hatte. Wenn er sehr beschäftigt war, konnte ich froh sein, wenn ich ihn einmal im Monat sah. Und das dann auch nur für wenige Minuten. Man könnte sagen, dass ich eigentlich nicht besonders glücklich darüber war, aber ich konnte auch nichts daran ändern. Ich hatte schon einmal versucht ihm zu sagen, wie ich mich dabei fühlte, aber das hat mir nur eine Woche Hausarrest und einen schlimmen Streit eingebracht.
Ich hatte es einfach aufgegeben und mich damit abgefunden, dass ich bis ich auf eigenen Beinen stand immer so leben würde müssen.
Ich streckte mich ausgiebig und sah mich in meinem Zimmer um. Auf dem Boden lag überall Kleidung und mein Schreibtisch quoll über von Papieren, Büchern und anderen Sachen. Es wurde definitiv mal wieder Zeit, dass ich hier aufräumte, aber so wie ich mich kannte würde es noch dauern, bis ich mich dazu aufraffen konnte.
Suchend glitt mein Blick durch das Chaos. Irgendwo musste es doch noch ein paar saubere und zudem bequeme Sachen geben. Ich hatte zwar auch noch massenhaft andere Klamotten, aber die mochte ich nicht.
Jedes normale Mädchen hätte beim Anblick meines Kleiderschrankes Probleme gehabt ihren Mund geschlossen zu halten. Nur ich nicht.
Es stapelten sich Designerkleidung, Schuhe und Schmuck. Das meiste davon hatte ich noch nie getragen. Einiges davon hin und wieder zwangsweise.
Ich wühlte in einem Berg aus Hosen nach etwas bequemen, musste aber zu meinem Ärger feststellen, dass es nichts gab. Genervt fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht.
„Findest du nichts, was du anziehen kannst?“, erklang es hinter mir. Ich kam gar nicht dazu mich zu wundern, wer denn jetzt mit sprach, denn mein etwas vorlautes Gehirn übernahm die Kontrolle und hatte schon eine Antwort parat. „Nicht wirklich. Verdammt … jetzt muss ich was von dem unbequemen Zeug anziehen.“
Erst da wurde mir bewusst, dass eigentlich niemand sonst mit mir hätte reden können. Diese Tatsache bewirkte, dass ich mit einem Schrei herumwirbelte und entsetzt nach dem Sprecher Ausschau hielt. Ich entdeckte ihn auf meinem Bett sitzend.
Wobei "Ihn" eigentlich nicht die richtige Bezeichnung war. Denn es war ein kleines Mädchen. Mit ihrem niedlichen kleinen Gesicht und den blonden Korkenzieherlocken sah sie vielleicht aus wie neun. Richtig einschätzen konnte ich das aber nicht. "Wie zum Teufel kommst du in mein Zimmer?", fragte ich mit zitternder Stimme.
Was bei allen guten Geistern macht ein kleines Mädchen in meinem Zimmer? Die Kleine lächelte und stand auf. Ohne ein Geräusch zu machen, kam sie auf mich zu, bis sie schließlich direkt vor mir stand.„Ja mit Geistern bist du schon auf dem richtigen Weg." Das war in dem Moment das Letzte, dass ich erwartet hätte. Mit großen Augen sah ich sie an und fragte "Geister? ...".
Sie musste bemerkt haben, dass meine Stimme ganz leicht zitterte, denn ihr Lächeln wuchs sich zu einem breiten Grinsen aus. „Du wusstest also noch gar nichts von uns." Ich wusste nicht warum, aber irgendwie machte mir das Angst. Aus reiner Eingebung heraus wich ich zwei Schritte zurück. „Ähm... ist ja schön, dass es Geister gibt, aber könntest du vielleicht wieder gehen?"
Sie zog eine Augenbraue hoch und starrte mich durchdringend an.
Ihre Augen waren dunkle Löcher und schienen mich zu durchbohren. Dieser Geister oder was auch immer er auch war (ich war in diesem Moment immer noch davon überzeugt, dass es ein etwas verrücktes kleines Mädchen war), war mir definitiv nicht geheuer. Ich wollte um es ehrlich zu sagen nur, dass die Kleine so schnell wie möglich wieder verschwand. Aber diesen Gefallen, das wusste ich ganz genau, würde sie mir nicht einfach so tun.
Langsam aber sicher machte diese Tatsache mich etwas panisch.
Das Mädchen sah mich noch immer vergnügt an und tat etwas, von dem ich ganz genau wusste, dass ich es nicht wollte.
Sie streckte die Hand nach mir aus.
Ich wich weiter zurück, aber zu meinem Entsetzen kam ich nicht weit. Ich stieß mit der Schulter gegen eine Wand. Kalte Schauer liefen mir über den Rücken, als wenn es auf einmal viel kälter im Raum wäre.
Das schien auch der Fall zu sein, denn auf den Fenstern bildeten sich Eisblumen.
Man kann sich denken, dass das keine besonders angenehme Situation ist. Wenn man bedenkt, dass ich die meiste Zeit meines Lebens ein ganz normales junges Mädchen gewesen war. Und nun ... sah ich Gespenster. Verdammt, verdammt, verdammt. Komm schon. Amira Mirabell Farnsworth reiß dich zusammen. Dieses kleine Mädchen ist kein Geist. Geister gibt es nicht.
Wie ich zugeben muss, war das in diesem Moment einfach nur der hoffnungslose Versuch zu leugnen, dass es Magie und dergleichen gab. Es ist nun aber auch nicht besonders angenehm, wenn auf einmal alles auf den Kopf gestellt wird, an das man geglaubt hat.
Während ich so mit mir kämpfte, kam das kleine Mädchen immer näher. Ihr Gesicht hatte sich nicht mehr nur zu einem einfach Grinsen verzogen, nein es war zu etwas anderem geworden. Es sah bösartig aus. Sie sah wirklich böse aus. Ihre Augen schienen zu glühen und das nicht mehr nur schwarz. Aus ihrem Inneren kam ein stetiges, aber immer besser erkennbares, rotes Glühen.
Verdammt was soll ich tun? Das wusste ich im Moment nicht, denn ich war schließlich auch noch nie einem Geist begegnet und um ehrlich zu sein, wollte ich das hiernach auch nie mehr.
„Bleib zurück!", rief ich.
Als ob das was helfen würde. Ach verdammt! Sie kann doch Gedanken lesen.
"Hihi ... ja das kann ich wohl. Auch wenn mir das grade nicht besonders viel gebracht hat." Und wieder sah sie mich mit einem breiten Grinsen an. „Du bist aber ziemlich ... " , sie musterte mich einmal prüfend, „unvorbereitet."
Man hätte meinen können, dass es in diesem Moment wirklich nicht merkwürdiger gehen kann, aber das würde sich noch ändern. Auch wenn ich noch nicht wusste, was kommen würde. Ich Anbetracht dessen hätte ich gerne auch noch die Fähigkeit besessen in die Zukunft zu sehen, aber man konnte ja nicht alles haben.
Ich hab um es ehrlich zu sagen auch jetzt noch genug damit zu tun. (Ihr könnt euch ja nicht vorstellen, was da alles so auf einen zukommt.) Aber ich will ja nichts verraten. Nun denn, ich denke, dass man sich eigentlich denken kann, was als Nächstes passiert oder?
Das kleine Geistermädchen sah mich noch immer so merkwürdig an und lächelte. Äh und was soll ich jetzt machen?! Das war die Frage, die mir in diesem Moment die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte. Berechtigt war sie auf jeden Fall, denn so langsam kam ich zu dem Schluss, dass die Begegnung mit diesem 'Etwas' nicht gut überstehen würde. Und das wollte ich eben nicht.
„Kannst du mir denn wenigstens sagen, was du von mir willst? Ich wüsste nämlich nicht, was ein Geist von mir wollen könnte."
Ich versuchte es nicht ganz so klingen zu lassen, als wenn ich gleich einen Nervenzusammenbruch bekommen würde. (Glaubt mir, ich stand kurz davor und das war denke ich in der Situation auch sehr verständlich.)
Was ich in diesem Moment nicht erwartet hatte l, war, dass das Mädchen anfing zu lachen.
Sie lachte so sehr, dass sie sich sogar vor Lachen den Bauch hielt und ich erwartete, dass sie sich jeden Moment auf den Boden schmeißen würde, nur um sich vor Lachen hin und her zu wälzen.
Aber eben das geschah nicht. Im Gegenteil sie hörte so plötzlich auf zu lachen, dass ich nicht mal Zeit hatte, um zu überlegen, was ich sagen konnte, damit sie auch wieder aufhörte.
Ihr Lachen war einfach nur gruselig und jagte mir kalte Schauder über den Rücken.
Dann, plötzlich und ohne das ich wusste warum starrte sie mich böse an. „Was hast du gemacht?", fragte sie misstrauisch. Was soll ich bitte gemacht haben?
Dass ich mich das fragte, lag ganz einfach dran, dass ich überhaupt nicht wusste, was los war.
Und genau das erfuhr ich dann auch schon einen Augenblick später. Denn bevor ich auch nur irgendetwas anderes sagen konnte, wirbelte das Mädchen herum und schnaufte wie ein wütender Stier. Sie starrte einfach so auf einen Punkt. Nur wusste ich nicht wirklich, warum sie das machte.
(Ich weiß, dass sich das merkwürdig anhört, aber das hat sie wirklich gemacht.)
Das Licht, das eben noch da gewesen war, verschwand von einem Moment auf den Anderen. Das war, um es so zu sehen sehr ungewöhnlich, denn es war früh am Morgen und draußen stand die Sonne schon am Himmel und verteilte ihre wärmenden Strahlen.
Nur in meinem Zimmer kam keiner dieser Strahlen an.
Das Geistermädchen strahlte ein seltsames kaltes Licht aus und starrte immer noch auf dieselbe Stelle.
Warum starrt sie denn da hin? Da ist doch gar nichts.
Im Nachhinein wundere ich mich noch immer, warum ich nicht erkannt hatte, dass da doch etwas war. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass ich trotz der Tatsache, dass das Geistermädchen vor mir stand, immer noch nicht glaubte, dass es Geister gab.
Ich ignorierte einfach den vor mir stehenden Beweis und wollte nicht wahr haben, dass ein Teil der Seele eines Menschen auf der Erde bleibt und all die Geschichten wahr sind.
Während ich mich noch immer wunderte, was da sein könnte und nebenbei auch noch drüber nachdachte, wie ich aus diesem Schlamassel wieder raus kam, wuchs ein großer schwarzer Schatten aus dem Boden.
Und wenn ich mein, dass er aus dem Boden wuchs, dann meine ich das auch so. Da löste sich ein Schatten von meinem Boden!
„Was haben wir denn da?", fragte eine raue, definitiv männliche, tiefe Stimme. Und die Art, wie sie das sagte, machte mir nicht grade die Hoffnung, dass er etwas Gutes im Sinne hatte.
„Hatte ich nicht gesagt, dass du die Menschen nicht belästigen sollst."
Das Mädchen sah den Mann an und sprach mit einer fast spöttischen Stimme: „Ach ja und wer hat das gesagt? Und vor allem frage ich mich, was dich das angeht!"
Von einem Moment auf den Nächsten war ihre Stimme nicht mehr spöttisch, sondern wechselte zu demselben wütenden Ton , den sie auch bei mir benutzt hatte.
Ich konnte den Mann zwar nicht genau sehen, aber ich war mir sicher, dass er in diesem Moment einen sehr bösen, aber auch etwas belustigten und genervten, Gesichtsausdruck zur Schau trug. Diesen Eindruck jedenfalls vermittelte mir seine nächste Antwort.
„Ich denke, das weißt du genau so gut, wie alle anderen auch. Und vielleicht sogar noch besser als andere. Nun denn, ich denke, wir sollten nicht weiter reden und endlich anfangen. Du hast doch eh schon nach einem Weg Ausschau gehalten, um mich los zu werden."
Während die Beiden so sich so unterhielten, fühlte ich mich irgendwie ein bisschen ignoriert. Denn der Mann hatte mich nicht eines einzigen Blickes gewürdigt.
Vielleicht schaffe ich es ja zur Tür.
Vorsichtig bewegte ich mich in Richtung Tür. Zum Glück war es bis dahin nicht besonders weit. Um es genau zu sagen, war die Tür fast direkt neben mir ... ich musste nur 3 oder 4 Schritte machen.
Wie blöd war es von mir, dass ich daran gedacht hatte, dass ich durch die Tür fliehen wollte. (Ich vergesse das leider immer und immer wieder, dass Geister Gedanken lesen können.)
Das Geistermädchen wandte sich nicht einmal von dem Mann ab und sagte: „Oh Nein. Das wirst du ganz sicher nicht tun. "
Ich erstarrte, als ich erkannte, dass mein Fluchtversuch nicht unbemerkt geblieben war.
Und blöderweise wurde dadurch auch der Mann auf mich aufmerksam.
„Was haben wir denn da? Ein Medium. Deswegen ist dieses ... Biest also hier. Tut mir leid Kleine, aber ich kann dich das hier nicht mit ansehen lassen."
Angesichts der offensichtlichen Beleidigung ließ das Mädchen einen verächtlichen Laut hören.
Doch das interessierte mich in diesem Moment nicht wirklich, denn ich war ganz und gar mit dem Schemen beschäftigt, der da Stand und einen Gegenstand hervorholte.
Was genau es war, wusste ich nicht. Es blieb mir auch nicht genug Zeit, um das herauszufinden, den es flog ein kleiner leuchtender Ball auf mich zu und ließ mich in tiefe Dunkelheit fallen.
Ich fühlte nicht einmal mehr, wie ich auf dem Boden aufschlug. Es war einfach alles weg. Um mich herum herrschte nur noch Dunkelheit. Sie war nicht unangenehm. Im Gegenteil. Sie war mehr als nur angenehm. Sie brachte mich dazu mich nach dem Schlaf zu sehnen. Ich ließ mich fallen und versuchte nicht, mich festzuhalten. Mein letzter Gedanke, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel, war. Ich muss herausfinden, was das eben war.
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